ZK Geschichte

Wir schreiben das Jahr 1978: Punkrock befindet sich nicht nur in England und den USA in der Hochphase. Auch in Deutschland sprießen immer neue Bands aus dem Erdboden, um es den Helden rund um The Clash, Ramones oder Sex Pistols gleichzutun. In der Düsseldorfer Szene tummeln sich bereits Bands wie Male oder Mittagspause und treffen sich regelmäßig im und rund um den Ratinger Hof, einer Künstlerkneipe und Konzert-Location mitten in der Altstadt.

ZK - Andreas Foto v.l.: Andreas "Campino" Frege, Claus "Fabsi" Fabian, Andreas "Kuddel" von Holst, Ralf "Isi" Isbert

So zieht es auch den jungen Andreas „Campino“ Frege häufiger in den „Hof“ und die Besuche festigen den Wunsch selbst Teil einer Band zu sein. Bereits mit 14 hatte er ein Konzert der Count Bishops mit seinem älteren Bruder John in London gesehen und nun sollte seine frische Punkrock-Karriere in Düsseldorf weitergehen. Glücklicherweise suchen zu dieser Zeit Gitarrist Ingo Linden und Bassist Ralf „Isi“ Isbert über einen Aushang im Plattenladen „Rock on“ einen Sänger für ihre neuzugründende Band. Die beiden Kumpels proben damals, so wie viele andere Bands, im Keller des Ratinger Hofs. Einen konkreten Bandnamen gibt es noch nicht, doch hält sich bei Ingo und Isi die Idee, dass man die neue Band doch „Inhuman“ nennen könne. Doch der Name ist erstmal egal – Hauptsache man startet etwas!

Bestärkt durch die Worte seine Bruders John, meldet sich Campino bei Ingo und Isi und stößt zur losen Formation hinzu. Die ersten Proben finden zu dritt und ohne jeglichen Plan im Keller des Hofs statt, bevor ein eigener Proberaum in der Gaststätte der Gartenkolonie Kittelbach in Düsseldorf-Derendorf bezogen wird. Im Winter 1978/79 entstehen dann die ersten Ideen für einen neuen Bandnamen. Auf dem Weg zur Gartenkolonie witzeln Ingo und Isi herum und schmeißen sich Wörter und Phrasen an den Kopf. Darunter: „Zum Kotzen“ kurz „ZK“. „ZK“ könnte aber ja auch für „Zirkus Krone“ stehen oder für „Zentralkomitee“ oder, oder, oder. Den beiden Musikern gefällt, dass die Abkürzung „ZK“ nicht definiert ist und damit frei interpretierbar bleibt.

Anfang 1979 kommt mit Dieter Lüdtke einer weiter Gitarrist zur Gruppe, so dass sich langsam eine Form von Band bildet. Das Schlagzeug wird unregelmäßig von einem Bekannten bedient. Nachdem dieser aber nicht mehr auftaucht wird die Position durch Claus „Fabsi“ Fabian besetzt. Dieser kann zwar kein Schlagzeug spielen, investiert aber sein Ausbildungsgehalt in ein Drumset um Teil der Gruppe zu werden. Auch ein gewisser Andreas „Andi“ Meurer bewegt sich als Campinos bester Kumpel bereits im Dunstkreis der Band und wird Roadie bevor die Band jemals vor Publikum gespielt hat. Mit der Abkürzung „ZK“ hat sich in dieser Zeit auch die Idee von Isi und Ingo endgültig als Bandname fest- und durchgesetzt. Schließlich stehen ja schon bald die ersten Auftritte an.

Ende April 1979 ist es dann soweit: Die Band spielt das erste Mal live und vor Publikum in Holzbüttgen bei Neuss. Nach eigenen Angaben enden die ersten Gehversuche auf der Bühne jedoch im Chaos und Fiasko: Campino wird als Sänger bereits nach dem ersten Konzert angezählt und während des Auftritts sitzt Fabsi für nur einen Song hinter der Schießbude. Den Rest des Abends muss Male Drummer Claus Ritter übernehmen, da er bis zum ersten Auftritt Fabsi den „Schlag“ noch nicht gut genug hatte beibringen können. In dieser Anfangszeit geht man nicht selten ohne Applaus oder gar mit Anfeindungen von der Bühne. Musikalisch gibt es noch keine klare Ausrichtung, doch über die Zeit entwickelt sich ein wilder Mix aus Punkrock, Schlager- und Rockabilly-Elementen, Klamauk, Witz und Chaos. Nicht selten greift Campino zu seinem Zauberkasten oder nutzt seine Trompete aus dem Musikunterricht, um Auftritte zu gestalten. Dennoch wird knapp ein Jahr nach der Gründung die erste 7“-Single „Tip von Twinky“ veröffentlicht. ZK hinterlassen die ersten Duftmarken in der Geschichte des deutschen Punks.

Nach den ersten kleinen Auftritten und Erfolgen wird das Jahr 1980 zur Zerreißprobe für die Band. So steht man Anfang des Jahres nur noch zu dritt und ohne Gitarristen da: Ingo und Dieter haben die Band verlassen. Auch „Roadie“ Andi Meurer ist während seines Auslandjahres in den USA keine Hilfe. So spielen Fabsi, Campino und Isi mal zu dritt und für wenige Wochen auch mit der kurzzeitigen Aushilfsgitarristin Marion. Ein kleiner Trumpf stellt jedoch der Bandname dar. Ganz nach dem Humor der Jungs, wird ZK mal als „Zentralkomitee“ oder auch „ZK Stadtmitte“ angekündigt oder betitelt. Fanzines, Veranstalter und Wegbegleiter versuchen den eigentlichen Namen „ZK“ zu deuten, die mögliche Abkürzung mit Leben zu füllen oder verwenden Teile von Songtexten, um die zwei Buchstaben auszuschmücken. So ist eine Ankündigung als „Zentralkomitee Stadtmitte“ beispielsweise eine Kombination aus Abkürzung und Teil des Songs „Nichts los in Stadtmitte“. 

Mitte des Jahres 1980 übernimmt Andreas „Kuddel“ von Holst den Platz an der Gitarre und wird Mitglied bei ZK. In der Retrospektive ein Glücksgriff, schließlich gilt er bis heute als ein begnadeter Musiker mit einem besonderen Talent für sein Instrument. So ist es kein Wunder, dass sich die musikalischen Fähigkeiten der Band insgesamt verbessern und auch Konzerte etwas besser klingen als zuvor. Die wilde Mischung aus diversen Musikstilen, Zaubershow und Schlagergesang bleibt jedoch fester Bestandteil.

Ende 1980 erscheint mit „Das Grauen geht auf große Fahrt“ die erste und einzige 7“-EP und die erste Veröffentlichung seit der „Tip von Twinky“ 7“-Single aus dem Oktober 1979. Und es scheint, als würde es wirklich auf große Fahrt gehen: 1981 spielen ZK mehr Konzerte als jemals zuvor und mit dem USA-Rückkehrer Andi Meurer hat die Band auch ihren Roadie wieder mit an Bord. Mit „Eddie’s Salon“ veröffentlichen die vier ihr erstes Album im Juli 1981 und feiern die ersten Plattenverkäufe und ausverkaufte Konzerte.

Dennoch ist Ende 1981 Schluss: ZK geben ihre Auflösung bekannt und gehen auf große Abschiedstour durch die BRD. Unterschiedliche musikalische Entwicklungen und Vorlieben sowie immer neuer Stress durch Schule, Job, Proben und Konzerte treiben Fabsi, Isi, Campino und Kuddel auseinander. Gegenüber Fanzines und Publikum verkündet ZK häufig, dass sich jede ordentliche Punkband nach einem Album und einer Single auflösen müsse. Doch diese Begründung wirkt oft vorgeschoben und verwässert tiefer sitzende Aspekte der Auflösung.

Die Abschiedstour beginnt im Oktober des Jahres und ist die erste halbwegs organisierte Konzertreise der Jungs. Verantwortlich für Planung und Durchführung der Shows: Ein gewisser Jochen Hülder. Die Geschichte von ZK endet im legendären Okie Dokie in Neuss, wo die Band ihr letztes Konzert im November 1981 spielt. Dass hier bereits die Grundsteine für die Geschichte der Toten Hosen gelegt waren, wusste damals natürlich noch niemand. Doch mit Campino und Kuddel auf der Bühne, Andi als Roadie neben der Bühne und Michael „Breiti“ Breitkopf tanzend im Publikum hatte sich bereits nichtsahnend die Stammformation der Hosen gefunden, die auch noch 40 Jahre später zusammen Musik machen würde. Dass auch der spätere Hosen-Manager Jochen Hülder als Tourneeleiter dabei ist und der erste DtH Schlagzeuger Klaus-Peter „Trini“ Trimpop die Abschiedskonzerte von ZK auf Video aufnimmt, ist eine weitere glückliche Fügung am Anfang der Toten Hosen und dem Ende von ZK.

 

ZK Besetzung 1978 – 1981

  • Ingo Linden (Gitarre) // Gründung 1978 - Anfang 1980

  • Ralf „Isi“ Isbert (Bass) // Gründung 1978 - Auflösung 1981

  • Andreas „Campino“ Frege (Gesang) // Gründung 1978 - Auflösung 1981

  • Dieter Lüdtke (Gitarre) // Anfang 1979 - August 1979

  • Claus „Fabsi“ Fabian (Schlagzeug) // Anfang 1979 - Auflösung 1981

  • Marion (Gitarre) // März - Mai 1980

  • Andreas „Kuddel“ von Holst (Gitarre) // Mitte 1980 - Auflösung 1981