Nur eine Woche nach den fulminanten Tourabschlusskonzerten in der Düsseldorfer Arena standen die Toten Hosen schon wieder in ihrer Heimatstadt auf der Bühne. Dieses mal jedoch nicht um zu feiern sondern um vor allem zu erinnern. Gemeinsam mit dem Sinfonieorchester der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf veranstalteten sie drei Gedenkkonzerte in der altehrwürdigen Tonhalle. Unter dem Titel „Willkommen in Deutschland“ sollte an die Ausstellung „Entartete Musik“ im Düsseldorfer Ehrenhof und die Reichsmusiktage im Jahr 1938, also vor damals 75 Jahren, erinnert werden. Mit dem Etikett „entartet“ stigmatisierten die Nazis jüdische Künstler ebenso wie Vertreter der Avantgarde und des Jazz. Der stumpfe NS-Hass bündelte sich schlussendlich in der Ausstellung, die den vermeintlichen negativen Einfluss des „Jüdischen“ und „Undeutschen“ dokumentieren sollte.
Somit stand an den drei Abenden vor allem die „entartete“ Musik im Mittelpunk. Beklemmende Stücke wie „Ein Überlebender aus Warschau“ von Arnold Schönberg oder „Die Moorsoldaten“, welches von Häftlingen des KZ-Börgermoor geschaffen wurde, reihten sich neben unterhaltsamen Liedern der Comedian Harmonists und Kurt Weill. Dabei ließen die Toten Hosen immer wieder den jungen Musikern des Hochschulorchesters den Vortritt und präsentierten sich als Begleitband im Hintergrund. Mit dem titelgebenden „Willkommen in Deutschland“, „Sascha .. ein aufrechter Deutscher“, „Ballast der Republik“, „Europa“ und „Das Mädchen aus Rottweil“ wurden insgesamt nur fünf Eigenkompositionen gespielt – alle unterstrichen den Rahmen der Veranstaltungen.
Knapp ein Jahr später wurde die Band für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen Rechts sowie für die drei Gedenkkonzerte in der Tonhalle mit der Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf ausgezeichnet worden. Die hohe Auszeichnung wird nichtjüdischen Persönlichkeiten verliehen, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Neben den Toten Hosen wurde auch der Prorektor der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf und Ideengeber der Veranstaltung, Thomas Leander, geehrt. Zusammen mit einigen Orchestermusikern spielten die Toten Hosen bei der Verleihung drei Lieder aus dem „Willkommen in Deutschland“ Repertoire.